Skip to main content

Sperrstunde - Das Ende der Nacht

10.9.2021 Sperrstunde - Das Ende der Nacht

Contrapunkt
19. August 2021

In was für einer Stadt wollen wir eigentlich raven?

Dieser Frage gingen wir bei der dritten und letzten Veranstaltung unserer Reihe "Sperrstunde - Das Ende der Nacht" nach. Die pandemiebedingten Clubschließungen machten vor allem eines sichtbar: Menschen hören nicht auf zu raven! Ob unter der Autobahn, im Keller oder im Wald. Wo immer motivierte Menschen ein Soundsystem hintragen können, wird auch gefeiert. Von politischer Seite wurden diese Bewegungen vor allem kriminalisiert. Doch mit der Zeit war selbst den letzten der ortsüblichen Konservativen klar, dass sich das Feiern nicht verhindern lässt. Die Frage, die für die politisch Verantwortlichen übrig blieb, war auf einmal nicht ob, sondern wie können Menschen (draußen) feiern? Inwiefern wollen wir überhaupt, dass die "Politik" unser Nachtleben gestaltet und reguliert?

Besonders deutlich ist die politische Auseinandersetzung bei feiernden Menschen im öffentlichen Raum geworden. In der Innsbrucker Innenstadt, hinter der GEIWI oder überhaupt am Inn ist ihre Anwesenheit als potenzielles Risiko wahrgenommen worden. In Wien kam es im Juni zu Auseinandersetzungen zwischen jungen Menschen und der Staatsmacht am Karlsplatz. Die Polizei hat sogar kurzzeitig versucht eine Platzsperre dort durchzusetzen. Dabei war der öffentliche Raum der letzte Rückzugsort, vor allem für junge Menschen, die sich monatelang in der sozialen Enthaltsamkeit übten. Der öffentliche Raum ist für viele Menschen ein wichtiger Treffpunkt und wurde kurzzeitig ein Ort des Protests.

Währenddessen kämpfen Club und Kulturräume in den Städten nach wie vor um ihr Überleben. Alle Clubs? Nein, für die kapitalträchtigen Clubs wie z.B. die des  Kurz Spezi Martin Ho in Wien, sind die Zwänge des finanziellen Überlebenskampfes etwas Unbekanntes. Diese Art der Clubs öffnen ihre Pforten für die Reichen und Schönen, für jene Besucher:innen mit dem richtigen Bodymassindex. Klassenkampf der Clubräume? Und wieviel Regulation ist dabei politisch gewollt? Wie können Räume bestehen bleiben, abseits von kapitalistischen Zwängen und neoliberaler Stadtpolitik? Befinden wir uns jetzt in einer postcoronalen Partyzeit, in der Club Kultur als Marketingsegment für die Stadtmarke entdeckt wurde? Diese Fragen, Beobachtungen und Überlegungen führen uns wieder dort hin, wo wir begonnen haben und zwar bei der Frage: In was für einer Stadt wir eigentlich raven wollen?

In was für einer Stadt wollen wir eigentlich raven?
In was für einer Stadt wollen wir eigentlich raven?

Darüber sprachen wir mit Magdalena Augustin/DJ Lenia (IG Kultur Wien/Gassen aus Zucker).

Magdalena Augustin - DJ Lenia / Credit: Karin Hackl
Magdalena Augustin - DJ Lenia / Credit: Karin Hackl

Magdalena Augustin ist seit über 7 Jahren in der Wiener Techno- und House-Szene als DJ und Veranstalterin tätig. Mit dem Kollektiv "Gassen aus Zucker" organisiert sie regelmäßig Events oder baut Bühnen für Festivals. Außerdem ist sie Mitbegründerin des Netzwerks "Kultur for President", das sich für politische Diskurse und emanzipatorische Positionen in der Kulturszene einsetzt. Unter ihrem DJ-Namen "Lenia" ist die Wienerin vor allem auch in Deutschland viel unterwegs und hat somit über die Jahre unzählige subkulturelle Räume besuchen dürfen. Als Vorstandsmitglied der IG Kultur Wien ist sie für den Bereich Clubkultur Ansprechsperson und damit in zahlreiche Prozesse auf politischer und institutioneller Ebene involviert. In den letzten jahren wurde unter ihrer Mitwirkung die Broschüre "Veranstalten in Wien" (Hg. IG Kultur Wien) sowie der Open Air Guide (Hg. Vienna Club Commission und IG Kultur Wien) verfasst und veröffentlicht. Aber auch journalistische Texte zum Themenkomplex von Clubkultur, Öffentlichem Raum, Stadtplanung und Kulturräumen gehören zu ihren Tätigkeitsfeldern. Des Weiteren befasst sie sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der TU Wien (Arbeitsbereich SKuOR) mit räumlichen Gestaltungsprozessen der elektronischen Musikszene im deutschsprachigen Raum.
soundcloud.com/djlenia
facebook.com/people/Gassen-aus-Zucker

igkulturwien.net

Der TALK startete um 21:00 in der p.m.k., danach gab es ein sagenhaftes Konzert von Mermaid & Seafruit. Die restliche Nacht wurde musikalisch begleitet durch unseren Resident DJ i_am_not_god [club:against:reality], durch Emma Helena [Eternal Kollektiv, AT], sowie Lenia und Arne Spremberg [Gassen aus Zucker]
VISUALS gab es von Mazer Visuals.

Mermaid and Seafruit / Credit: Magdalena Fischer
Mermaid and Seafruit / Credit: Magdalena Fischer

MERMAID & SEAFRUIT is the collaborative project of Magdalena Chowaniec and Markus Steinkellner. Together they take us on a ferocious trip through various musical styles. The straight forward vocals reflect on our society, body and gender politics and the emotional abyss of the contemporary subject. The tracks of the Polish-Austrian duo inhale the deep, corporeal bass of Grime, the snottiness of Hip Hop, the frenzy of Hardstyle, the confrontational dynamics of Noise as well as the patient elegance of R’n’B and theatrical spoken word passages. The result is a hybrid, an intriguing and dystopian amalgam of contemporary club genres, shimmering in different emotional shades. Magdalena, who is mostly known for her work as a performance artist and Markus, who is active in the Viennese music scene since over a decade now, just seem to be the perfect match. As Mermaid & Seafruit they practice sensual activism, both edgy and kinky. (Shilla Strelka)
mermaidandseafruit.tumblr
soundcloud.com/mermaid-seafruit
facebook.com/mermaidandseafruit
mermaidandseafruit.bandcamp
youtube.com/channel

i_am_not_god
i_am_not_god

i_am_not_god kommt aus Innsbruck und ist zu 50% Ontolog und zu 50% Krawallbeauftragter beim Kulturkollektiv ContrApunkt mit Mission zum Aufmischen. Technoider und elektrisierender Sound für die hedonistischen Akteur*innen der Nacht.
„Why they hide their bodies under my garage?“ Wir wissen es nicht. Gott ist er nicht. Dj will er auch keiner sein und eigentlich ist es auch ein bisschen egal. Der Körper will in den Raum, kollektiver Eskapismus, esoterischer Körperscheiß und dennoch so geil wie gar nichts. Techno kam aus der Zukunft, der Terminator auch. Lasst sie uns Feiern, die Präzision der Maschinen, die Tanzwütigen, die Euphorie, die Musik... Techno geht überall!
facebook.com/iamnotgod
soundcloud.com/iamnotgod

Emma Helena
Emma Helena

Emma Helena [Eternal Kollektiv, AT]

Durch eine langjährige Leidenschaft für eine breite Palette elektronischer Musik entwickelte Emma Helena eine eigene Herangehensweise bei ihrer Sound Selection. Inspiriert durch Elektro, Techno, Trance und auch Jungle liefert sie seit 2019 energetische und einzigartige DJ-Sets. Monotone Klänge und ein Hang zu Nostalgie und Emotion sind ihr Weg, das Publikum auf eine Reise in eine komplexe Gefühlswelt mitzunehmen.
soundcloud.com/emma_helena

Arne Spremberg / Credit: Moritz Haase
Arne Spremberg / Credit: Moritz Haase

Arne Spremberg [Gassen aus Zucker | DOMUM]

“When I was a teenager, I wanted to become a DJ so badly, I practiced every day when commuting to school using nothing but mouse and keyboard on my laptop.”
What started a little too early to be healthy quickly became a life fully dedicated to electronic music culture: Festival stages and off location raves with the Gassen aus Zucker Collective, Sound Engineering for Holzmarkt/Kater Blau Berlin, a band project called Circle Sessions and even running his own label DOMUM. As a producer, Arne released multiple records with remixes from legends such as Sasse and Man Power.
Oh, and of course DJ gigs. Countless DJ gigs. From setting up a sound system in a Berlin Park as a 16 year old in 2010 to stages at festivals like Fusion in Germany or Lighthouse in Croatia. And then the clubs: Berlin staples such as Sisyphos and Griessmühle. Then of course Vienna’s Grelle Forelle, Pratersauna and countless times at Das Werk. Zurich’s Hive or Hamburg’s Baalsaal. Why do I even try and list them?
Arne stands for gritty sounds, as if straight from the mind of a machine paired with blistering and never wavering analogue grooves. Jumping in between powerful dub chords and classic house anthems, he masters his craft in being a DJ that catches a crowd and uncompromisingly drives them to ecstasy.
soundcloud.com/arne-spremberg
instagram.com/arnespremberg
gassenauszucker.at
domummusik.com

Konzert und Dj's zum Nachhören:
cba.fro.at / live aus der p.m.k

Diese Veranstaltung wird unterstützt von  

 

Kategorie: Sperrstunde - Das Ende der Nacht